Ein Abend bei Ilse in Vehlen und im Star Club Hamburg !!

Es ist schon eine außergewöhnliche Zeit; einmal begleitet uns schon seit über einem Jahr das Virus und hat unser gewohntes Leben einschneidend verändert, dann brach von heute auf morgen der Winter mit eisiger Kälte ein und so schnell wie er kam, ist er wieder vorbei. Nun klopft leise der Frühling an unsere Tür.

Diese Zeit hat aber auch etwas Besonderes, sie gibt uns Zeit, an Vergangenes zu denken, Zeit an das zu denken, was liebe Gewohnheiten waren und zur Zeit nicht möglich sind.

Wir, die Liebhaber des Rock´n Roll haben uns schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen, obwohl die Gemeinschaft, die gemeinsamen Stunden unsere Stärke waren.

Dann kommen Gedanken auf, wie wir das in unserer Jugend erlebt haben, wie man selber die Anfänge der Rock´n Rollzeit erlebte.

Wir schreiben das Jahr 1958. Ich lernte in der Tanzschule Görres in Lüdenscheid unter anderen Tänzen auch den Boogie, und die Musik und Takte gefielen mir. Ich kaufte meine erste Single von Bill Haley, „Rock Around the Clock“, im Kino lief der Spielfilm „Außer Rand und Band“ und mein Vater fragte sich, ob er etwas bei der Erziehung versäumt hätte.

Mit dieser Vorgeschichte kam ich zur Bundeswehr und wurde nach Achum versetzt. Da meine Vorgesetzten von einem Besuch des „Schuppen“ abrieten, war das Interesse geweckt.

Der Tahiti Club von Fritz Ilse in Vehlen war zu diesem Zeitpunkt einer der bekanntesten Treffpunkte der Rock“n Roller in Norddeutschland. Hier spielten Bands wie Jon O Hara and his Playboys, Grand Tracy und Billy Mo – wer kennt sie heute noch. (Anm. d. Redaktion: Musiktitel sind unten im Text angefügt)

Weitere Treffenpunkte waren in Hannover das Savoy, in Bielefeld das Saskatchewan sowie in  Herford der Pantherclub, aber auch in Wendthagen, Steinhude und Syke traf man sich zum Hotten.

An einem Samstag im Sommer 1963 war es mal wieder soweit, acht Uhr  Treffpunkt Ilse in Vehlen. Getanzt wurde nach Musikbox, die immer gut gefüllt war, manchmal so gut, dass die gleiche Platte wie „Mexiko“ gleich 6 bis 8mal hintereinander lief.  Dann kam Fritz und zog einfach den Stecker der Musikbox und es war für eine halbe Stunde Ruhe.

An solch einem Abend bei Ilse kam einer auf die Idee, in den „ Star Club“ nach Hamburg zu fahren. Wann, na sofort, das absolute Ereignis. Als Fahrer bot sich ein Rock´n Roller aus Hannover an, der den Mercedes seines Vaters hatte.

So saßen plötzlich 4 Jungs und 2 Mädchen im Auto und los ging es. Es war eng, aber gemütlich und nicht unangenehm, man war jung.

Im Star Club, auf der Reeperbahn  in Hamburg, war die Hölle los. Völlig überfüllt und sehr laut. Auf der Bühne die Rattles mit Achim Reichel als Frontmann und anschließend Screaming Lord Sutch, unter anderem mit dem Lied „Jack the Ripper“. Dabei lag eine Person auf einem Tisch, eine andere Person der Band holte aus seinem Körper innere Organe heraus (ich denke aus Schaumstoff), dabei spielte die Band „Jack the Ripper“. Wahnsinn ………..

Stunden später, der Kopf brummte, man war schwerhörig, unheimlich aufgedreht, war die Rückfahrt  angesagt. Unterwegs wurde der Abend noch einmal ausgiebig besprochen. In Stadthagen angekommen, es war schon hell und die ersten Kirchgänger waren unterwegs, sagte man „tschau und bis Samstag um 8 in Vehlen, bei Ilse im Schuppen“.               

Ein Abend, den man nicht mehr vergisst. In einer Zeit der Jugend, spontan, problemfrei, ausgelassen, in einer freundschaftlichen Stimmung.

H.E.

 


Billy Mo – Buona Sera

John O’Hara And His Playboys – Wolly Bully

 

Screaming Lord Sutch – Jack the Ripper